Kulturbahnhof Eller
Eröffnung : Sonntag, der 22.09.2024, 11:30 Uhr
Alexander Horbach
Thomas Nauta
Marc Nötges
Anna Orlinski
Íngrid Pons i Miras
Jan Ribbers
Im Raum ein Raum im Raum
Luca Lienemann
Wie lässt sich über eine Idee nachdenken, die sich zum Zeitpunkt des Schreibens noch nicht materialisiert hat? Eine Idee ist vage und flüchtig, egal wie ausgereift und konkret sie scheint. Sie existiert in sechs Köpfen in mindestens sechs verschiedenen Variationen und unzähligen Nuancen. Ohne sich in Spekulation zu verlieren oder sich in die Abstraktion zu begeben, lässt sich über Wirkung, Bedeutung und Aussage einer Idee nur schwer sprechen.
Doch dieser Zustand des „Noch-Nicht-Seins“ ermöglicht es, die Idee auf ihr utopisches Potenzial hin zu überprüfen. Unter dem poetischen Titel „Aus dem Fenster ist das Haus eine Wand“ haben sich sechs Künstler*innen unterschiedlicher Disziplinen zusammengefunden, um eine gemeinsame, ortsspezifische Arbeit für den Kulturbahnhof Eller zu entwerfen: Der Architekt Alexander Horbach, die Bildhauerin und Grafikerin Anna Orlinski, die Musikerin und Bühnenbildnerin Íngrid Pons i Miras, der Architekt und Bildhauer Thomas Nauta, der Architekt und Baukünstler Marc Nötges sowie der Architekt und Baukünstler Jan Ribbers. Ausgehend von ihren individuellen künstlerischen Praktiken und Methoden hat sich das Ensemble dem Ort über mehrere Monate hin angenähert. Dabei wird eine Ausstellung entstanden sein, die nicht sechs einzelne Positionen präsentiert, sondern die Kompetenzen der sechs Künstler*innen in einer einzigen, immersiven Installation bündelt. Das also ist die Idee.
Dass Architektur und Kunst nicht nur nebeneinander existieren, sondern sich gegenseitig bedingen und bereichern, sich überschneiden und beeinflussen, zeigt sich an Orten wie dem Kulturbahnhof Eller deutlich. Die Baukunst wiederum kann, als grenzüberschreitende Disziplin, über die funktionale, ästhetische Gestaltung der Architektur hinausweisen und somit einen provokativen oder subversiven Eingriff in die Baukultur darstellen. Baukunst als „Intervention gegen das Bauen“1 hinterfragt die bestehende, historische Struktur eines Ortes, hinterfragt den eigenen sozialen sowie ökonomischen Nutzen und hinterfragt die gängigen Paradigmen und Traditionen. Im besten Fall ist sie eine produktive Störung des Status Quo. „Aus dem Fenster ist das Haus eine Wand“ bietet die Möglichkeit die Synergien zwischen (Bau-)Kunst, Architektur und Bühnenbild zu erproben und in einem denkmalgeschützten Kontext zu überprüfen. Um sich der Ausstellung zu nähern, empfehle ich deshalb, sich beim Durchschreiten der Räume folgende Fragen zu stellen: Welche Sprache spricht das Gebäude?
Wie greift die Installation in die Bausubstanz ein? Wie interagieren Objekt, Raum und Körper miteinander? Welchem übergeordneten Zweck dient Architektur? Und wie lässt sie sich aus ihrer Zweckmäßigkeit lösen? Gemeinsamen werden alle Künstler*innen einen Raum im Raum geschaffen haben, der ebenso stark durch seine Geschichte wie auch durch seine Transformation geprägt ist. Die Spuren dieser Entwicklung lassen sich an jeder Wand und jedem Fenster ablesen. Die räumlichen Besonderheiten und baulichen Veränderungen des Kulturbahnhofes bilden die Grundlage dieser künstlerischen Form, auf die sich Horbach, Orlinski, Pons i Miras, Nauta, Nötges und Ribbers in einem gemeinschaftlichen Prozess verständigt haben. Ein mögliches Ergebnis dieses „Abarbeitens“ an der historischen Struktur des Ortes befindet sich vor Ihnen.
Literaturnachweis:
1 Schwarte, Ludger: Was ist Baukunst? In Feige, Daniel / Meireis,
Sandra: Ästhetik und Architktur, Bielefeld 2023; S. 261
Aus dem Fenster ist das Haus eine Wand
22.09. – 03.11.2024
Kulturbahnhof Eller
Vennhauser Allee 89
40299 Düsseldorf
Telefon +49 (0)211 210 84 88
www.kultur-bahnhof-eller.de
Die Ausstellungen werden organisiert vom Freundeskreis Kulturbahnhof Eller e.V.
Die Mitglieder des Vereinsvorstandes arbeiten ehrenamtlich.
Der Verein ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine – ADKV
Die Ausstellung wird veranstaltet vom Freundeskreis Kulturbahnhof Eller e.V.
Sie wird gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf und Baukultur NRW e.V.
© Sukyun Yang & Insook Ju